Es wollt ein Jäger jagen... 

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Es wollt ein Jä-ger ja-gen,
wollt ja-gen auf Him-mels-högn.
Was be-geg-net ihm auf der Hei-_-den?
Ma-_-ri-a, die Jung-frau schön.
.../...
Score: 
My thanks and appreciation to
Rijk Mollevanger (Ndl)
for sending me this score

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Abbildung Liedillustration Es wollt ein Jäger jagen, wohl in des Himmels Thron
Flugschrift mit geistlichen Liedern aus dem 16. Jahrhundert. Abgedruckt in: Ludwig Uhlands Sammelband fliegender Blätter aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hrsg. von Emil Karl Blümml. Straßburg 1911, Faksimile-Teil, S. 13.  DVA: V 1/22804

Abbildung Liedillustration Es wollt ein Jäger jagen, wohl in des Himmels Thron
Neues Wunderhorn. Die schönsten deutschen Volkslieder aus alter und neuer Zeit mit Singweisen und Bildern. Zusammengestellt und hrsg. von K. Henniger. Berlin [1906], S. 64.
DVA: V 1/6616

Es wollt ein Jäger jagen, wohl in des Himmels Thron


Das geistliche Lied "Es wollt ein Jäger jagen" ist im 16. Jahrhundert nach einer weltlichen Vorlage entstanden. Inhaltlich geht es um die Verkündigung der Geburt Christi. "Der geistliche Jäger", wie der Titel des Liedes gelegentlich heißt, verbreitete sich in der Frühen Neuzeit schnell als Adventslied und wurde in vielen unterschiedlichen Fassungen gedruckt.

I. "Der geistliche Jäger" thematisiert die sogenannte "Annuntiatio", also die Verkündigung der geistgewirkten Empfängnis an Maria (Festtag 25. März; Tagesevangelium Lk 1,16–38). Gekleidet ist diese Verkündigung in das Motiv von der geistlichen Jagd, die im Mittelalter und der Frühen Neuzeit mit dem Fabeltier des Einhorns verknüpft war. Auch wenn in der ältesten Fassung des Liedes (Edition B) dieses Tier nicht ausdrücklich genannt wird, ist der Bezug offenkundig, wie bildliche Darstellungen auf entsprechenden Liedflugblättern (beispielsweise Basel 1569; Abb. 1) und spätere Textfassungen belegen (Beuttner 1602; Edition D).

II. Die weltliche Vorlage stellt das Lied "Es wollt ein Jäger jagen / vor jenem Holz" dar, das im 16. Jahrhundert in zahlreichen, stark abweichenden Fassungen verbreitet war. In der wohl ältesten, vielstrophigen Fassung wird nicht nur das Thema vom Jäger und den drei Frauen entfaltet, sondern auch ausführlich der Verlust der Jungfräulichkeit erzählt (Edition A). Der unbekannte Dichter der geistlichen Umdichtung greift diese Thematik auf, verkehrt sie aber ins Gegenteil: Die von ihm erzählte Empfängnis ist nicht nur gottgewollt, sondern bewahrt auch die Jungfräulichkeit Mariens (Edition B).

III. Eine neue geistliche Fassung des weltlichen Liedes stellte Heinrich Knaust 1571 in seinen "Gassenhawer, Reuter, vnd Bergliedlin, christlich moraliter vnnd sittlich verendert" vor (Edition C). Seine Vorlage war möglicherweise eine vierstrophige Dichtung, bei der nach der Heimführung des Mädchens die Erzählung abbricht. In Knausts Bearbeitung werden die drei Mädchen der weltlichen Vorlage allegorisch auf die Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung bezogen. In Übereinstimmung mit dem Apostel Paulus wird die Liebe als die größte unter ihnen besungen (1 Kor 13,13). Diese Umdichtung spielte in der weiteren Rezeptionsgeschichte jedoch zunächst eine untergeordnete Rolle.

IV. Das Lied erfuhr seit Mitte des 16. Jahrhunderts eine starke Verbreitung, vor allem durch Flugblätter und Gesangbücher, in denen es meist als Adventslied erschien. Sein Bekanntheitsgrad zeigt sich auch darin, dass die Melodie als Tonangabe für andere Lieder diente (z. B. 1626 zu "Es kommt ein Schiff geladen"). Im "Catholisch Gesang-Buch" von Nikolaus Beuttner (Graz 1602) wurde das Lied erweitert: Neben dem mittelalterlichen Motiv von den vier allegorisch ausgedeuteten "Windspielen" (Jagdhunden) und dem Einhorn werden spezifisch katholische bzw. gegenreformatorische Akzente gesetzt (Edition D). Dazu gehört die altkirchliche, aber im 16. Jahrhundert neu akzentuierte Lehre von der Jungfräulichkeit Mariens ante partum, in partu und post partum (vor, in und nach der Geburt) sowie die Anrufung Mariens um Fürbitte. Die 13. Strophe verdeutlicht zudem, dass der Gesang bei Wallfahrten gebraucht werden sollte. Die zweite Melodiezuweisung von Beuttner, nämlich diejenige zum Laurentius-Lied, scheint die im 17. Jahrhundert verbreitete zu sein. Andere Gesangbücher nehmen diese Melodie auf oder bieten Varianten.

V. Mitte des 17. Jahrhunderts scheint die Überlieferung des geistlichen Liedes abzureißen. Vermutlich entsprach es weder poetologisch noch in seiner Bildlichkeit dem gewandelten Geschmack der Zeit. Mit diesem Einschnitt ist auch das Ende der Gesangbuch-Rezeption markiert – bis heute.

VI. Im 19. Jahrhundert wurde das geistliche wie das weltliche Lied von Romantik und Wissenschaft wiederentdeckt und in zahlreiche Anthologien und Editionen aufgenommen, angefangen mit "Des Knaben Wunderhorn" (Heidelberg 1806). Dort sind beide geistlichen Fassungen, auch diejenige von Knaust, wiedergegeben. Andere Herausgeber und Wissenschaftler (Uhland 1845, Hoffmann von Fallersleben 1861) folgten und druckten ebenfalls den "geistlichen Jäger" ab. Ein weiteres herausragendes Zeugnis der Rezeptionsgeschichte stellt die Vertonung durch Johannes Brahms dar (im Rahmen seiner "Marienlieder" op. 22,4 und in den "Deutschen Volksliedern" WoO 34,14), und zwar in Anlehnung an die Melodiefassung von Beuttner.

VII. Im 20. Jahrhundert erlebte das Lied eine gewisse Renaissance durch die Integration in Gebrauchsliederbücher der Jugend- und Singbewegung. Im "Neuen Wunderhorn" (Berlin, nach 1906) ist das Lied mit einer Illustration versehen, das die alte Einhorn-Motivik aufgreift und mit zeitgenössischen Jugendstilelementen kombiniert (Abb. 2). Die dort abgedruckte Melodie ist eine freie Nachbildung aus dem Paderborner Gesangbuch von 1617 und geht damit auf den Beuttner-Typus zurück. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg erscheint in archaisierender Aufmachung (Vignetten, Typographie, Titel: "Alte Lieder fürs Landvolk") eine Fassung, die der Wiener Volksliedforscher Raimund Zoder (1882–1963) in Niederösterreich aufgezeichnet hat. Stofflich lehnt sich diese Dichtung an Knaust an, auch wenn die Verarbeitung des Motivs von den christlichen Tugenden sehr unterschiedlich ist (Edition E).

MICHAEL FISCHER
(Februar 2006 / Juni 2007)



Editionen und Referenzwerke

bullet Rölleke/Wunderhorn 1975, Bd. 6, S. 130-132; Bd. 9-1, S. 275-278.
bullet Erk/Böhme 1894, Bd. 3, S. 633f. (Nr. 1925); s. auch S. 296f. (Nr. 1435).
bullet Bäumker 1886. Bd. 1, S. 260f. (Nr. 18).
bullet Wackernagel 1867/1874, Bd. 2, S. 912-914 (Nr. 1137-1139); Bd. 4, S. 783f. (Nr. 1166).
bullet Hoffmann von Fallersleben 1861, S. 396f. (Nr. 234).


 

Weiterführende Literatur

bulletUta Henning: Zur "mystischen Einhornjagd" in Friesach: "Gut Jäger durchs Himmels Thron". Eine spätmittelalterliche Bild- und Liedmetapher. In: Carinthia I 189 (1999), S. 177–200.
bulletJürgen W. Einhorn: Spiritualis unicornis. Das Einhorn als Bedeutungsträger in Literatur und Kunst des Mittelalters. München 21998, bes. 288–308.
bulletFriedrich Zillmann: Zur Stoff- und Formgeschichte des Volksliedes "Es wollt ein Jäger jagen". Berlin 1920 (nur zum weltlichen Lied).



 

Quellenübersicht

bulletUngedruckte Quellen: vergleichsweise wenige Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung, einzelne handschriftliche Aufzeichnungen
bulletGedruckte Quellen: verschiedentlich auf Flugschriften, gelegentlich in Gebrauchsliederbüchern, sehr selten in Kirchengesangbüchern, etliche sonstige Rezeptionsbelege
bulletBild-Quellen: verschiedene Liedillustrationen
bulletTondokumente: einzelne Tonaufzeichnungen

Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Darüber hinaus wurden auch die Bestände des Gesangbucharchivs Mainz miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Michael Fischer: Es wollt ein Jäger jagen, wohl in des Himmels Thron (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/es_wollt_ein_jaeger_jagen_wohl_in_des_himmels_thron/>.


© Deutsches Volksliedarchiv

 

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