Jugend und Ausbildung
Lukowskys Vater Josef war Organist und Chorleiter an der katholischen
St.-Petrus-Kirche in Berlin-Gesundbrunnen[2]. Bereits als Schüler sang Rolf
im Domchor St. Hedwig und im Chor der Staatsoper Berlin. Auf Veranlassung
seines Vaters wurde er nicht Mitglied der Hitlerjugend oder des Jungvolkes,
sondern der katholischen Jugendorganisationen Quickborn und Neudeutschland.
Nach der Grundschule besuchte er bis zu dessen Schließung 1940 das
Canisius-Kolleg Berlin. Nach Ableisten des Reichsarbeitdienstes meldete er
sich freiwillig als Reserveoffizier. Wegen einer disziplinarischen
Verfehlung wurde er nicht zum Unteroffizier befördert, was ihn nach eigener
Einschätzung im Zweiten Weltkrieg vor einem Einsatz an der Ostfront bewahrte.[3]
Nach Kriegsende fand die Familie in Sachsen-Anhalt ein Unterkommen. Lukowsky
trat der FDJ bei und absolvierte eine Ausbildung als Neulehrer. 1948
gründete er einen Pionierchor. Von 1950 bis 1956 leitete er den Buna-Chor in
Halle.[3]
1954 begann er ein zweijähriges Studium der Musikerziehung für die Oberstufe
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zu seinen Lehrern
gehörten Max Schneider und Walther Siegmund-Schultze.[1] Mit Siegfried
Bimberg (1927 - 2008) und Friedrich Krell (* 1928) brachte das dortige
Institut für Musikerziehung neben ihm zwei weitere später für die Chormusik
der DDR prägend wirkende Persönlichkeiten als Absolventen hervor.
Weiterer Werdegang
1956 wurde er Mitglied der SED. 50 Jahre später beschreibt er seine
politische Einstellung folgendermaßen:
„... sagen wir mal so: Ich denke sozialistisch. Allerdings wäre ich unter
anderen Umständen wahrscheinlich nie Sozialist oder Kommunist geworden...
Wenn ich nach dem Krieg zum Medizinstudium nach Bonn gegangen wäre, hätten
sich die Dinge völlig anders entwickelt.“[3] Im selben Jahr folgte er seinem
Kompositionsprofessor Fritz Reuter an die Humboldt-Universität Berlin und
begann eine Aspirantur, die 1959 mit der Promotion endete. Parallel
unterrichtete er Studenten in den Fächern Musiktheorie, Volksliedkunde und
Chorleitung. In dieser Zeit gründete er auch den Kammerchor des Instituts
für Musikerziehung. Eine weitere Aspirantur beendete er 1961 mit der
Habilitation und wurde anschließend zum Dozenten für Musiktheorie und
Universitätsmusikdirektor ernannt. In Konzerten mit den Chören der
Universität und dem ebenfalls von ihm begründeten Collegium musicum
instrumentale führte er neben klassischen auch eigene Kompositionen und
Werke weiterer zeitgenössischer Künstler auf, daneben entstanden Aufnahmen
für Schallplatte, Rundfunk und Fernsehen.
1964 beendete er seine Lehrtätigkeit und wendete sich anderen Schwerpunkten
zu. Er wurde Vorsitzender des Komponistenverbandes Berlin. Bereits seit Ende
der 1950er Jahre arbeitete er in verantwortlicher Position beim
Bundesvorstand des FDGB, u. a. als Redaktionsleiter der FDGB-Liederblätter
und musikalischer Organisator der seit 1959 veranstalteten
Arbeiterfestspiele. In diesem Zusammenhang lernte er 1965 den Sänger und
Schauspieler Ernst Busch kennen, woraufhin sich eine bis zu dessen Tod
andauernde enge musikalische Zusammenarbeit entwickelte. Lukowsky
arrangierte und komponierte für Busch, probte mit ihm und begleitete ihn als
Pianist und Dirigent bei Auftritten und Aufnahmen.[1][3]
Neben diesen vielfältigen Verpflichtungen fand er noch Zeit für ein
produktives kompositorisches Schaffen. Sein erstes Lied „Fleißig, nur
fleißig, ihr Mädel und Jungen“ war bereits um 1949 erschienen. Während
seiner Tätigkeit an der HU entstanden mehrere Kantaten und Chorzyklen, die
er mit seinen Ensembles aufführte und einspielte. Daneben schrieb er viele
Auftragswerke für den von Friedrich Krell geleiteten Chor der
Gerhart-Hauptmann-Oberschule Wernigerode, u. a. die 1963 uraufgeführte
Kantate „Wir freun uns auf den Wind von morgen“ (Text: Rainer Kirsch). Diese
Kompositionen waren meist für offizielle Anlässe vorgesehen und hatten
entsprechend einen pro-sozialistischen, staatstragenden Inhalt. Bleibender
Beliebtheit auch nach dem Ende der DDR erfreuen sich seine zahlreichen
Bearbeitungen von Volksliedern in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden,
die u. a. durch Schallplattenaufnahmen große Verbreitung fanden. Nach 1990
entstanden auch Vertonungen geistlicher Texte.
In einem Interview beschreibt er seine Tätigkeit dieser Jahre wie folgt:
„Ich habe pro Woche mit meinen eigenen Chören mindestens fünf, sechs
Tonaufnahmen im Rundfunk oder in der „Schallplatte“ gemacht. Zusätzlich habe
ich für den Rundfunkjugendchor in Wernigerode jeden Monat zehn bis zwanzig
Aufnahmen vornehmlich mit meinen eigenen Sachen vorbereitet, arrangiert und
bei Bedarf Grundbänder mit Orchester produziert. Dann kam Busch mit
vielleicht vier bis sechs Terminen im Monat. (...) Und zwischendurch saß ich
zu Hause und habe Noten geschrieben ...“[3]
Trivia
Lukowskys Vater Josef (1896-1973), ein Schüler von Carl Thiel, war
ebenfalls Chorleiter und Komponist und hatte zeitweise, wie später sein Sohn,
einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität inne.[2] Lukowsky ist
verheiratet und lebt in Bernau bei Berlin. Nach eigenen Angaben kauft und
besitzt er „sämtliche Liederbücher, die es gibt“.[3]
1983 erhielt er den Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und
Literatur, 1987 den Goethepreis der Stadt Berlin.
|